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Der Steinbock und KI im Gran Paradiso Nationalpark

Einst war der Alpensteinbock vom Aussterben bedroht.  Forscher:innen der Universität Zürich haben nun eine KI entwickelt, die einzelne Steinböcke identifizieren kann. 

Vor 200 Jahren wäre der Alpensteinbock (Capra ibex) durch Überjagung fast ausgestorben. Nur im Gran Paradiso-Massiv in Norditalien überlebte eine kleine Gruppe, dank derer die Tiere heute wieder im gesamten Alpenraum verbreitet sind. Heute ist der Alpensteinbock ein Flaggschiff, denn seine Wiederansiedlung in den Alpen ist eines der erfolgreichsten Beispiele für den Artenschutz in Europa.

Vor mehr als 20 Jahren hat der Nationalpark Gran Paradiso ein langfristiges Forschungsprojekt ins Leben gerufen, um seine Steinbockpopulation zu untersuchen und zu überwachen. Parkwächter:innen tragen in Zusammenarbeit mit Forscher:innen mehrerer Universitäten zur Erhaltung und zum Schutz der Tiere bei. Alice Brambilla von der UZH ist seit 2008 an dem Projekt beteiligt.

Alice Brambillas Forschung im Alpensteinbock-Projekt konzentriert sich auf Verhaltensökologie, Populationsdynamik, Ökologie, Lebensgeschichte und Genetik der Steinbockpopulation im Aostatal. Im Rahmen des Projekts werden Personen erfasst und mit Ohrmarken oder GPS-Halsbändern versehen. Dies ermöglicht es Ökolog:innen wie Alice, ihre Gesundheit und ihr Verhalten während ihres gesamten Lebens zu überwachen und die Auswirkungen von Umweltveränderungen auf die Populationsdynamik und die Entwicklung von lebensgeschichtlichen Merkmalen zu untersuchen.

Alice kennt alle Tiere, die sie studiert, mit Namen. Als sie sich jedoch mit Triggered by Motion beschäftigte, dachte sie darüber nach, eine KI zu entwickeln, die Steinböcke automatisch erkennen kann, ohne sie markieren zu müssen. Durch Triggered by Motion lernte sie Laurens Bohlen kennen, mit dessen Hilfe sie am Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der Universität Zürich ein Machine-Learning-Netzwerk aufbaute.

Die Anwendung kann nun Steinbock-Individuen identifizieren. Eines Tages soll es möglich sein, sie auf andere Huftiere auszudehnen, um weitreichende und umfassende Schutzprojekte im Alpenraum zu ermöglichen.

Triggered by Motion ist ein internationales Forschungsnetzwerk und eine Videoinstallation, die Trailcam-Aufnahmen von 21 verschiedenen Orten weltweit kombiniert und zeigen soll, wie die Digitalisierung die Tierökologie verändert. Es wurde an der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit Swissnex und mit Unterstützung der DIZH und der Stiftung Mercator entwickelt. 2023 wird es in Korea, in Indien und im Schweizerischen Nationalpark in Zernez ausgestellt.