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KI in der Medizin – Wissen ist gefragt

Wie kann in der Medizin der Zukunft der Mensch im Zentrum bleiben, wenn viele Daten zusammengeführt werden, Chatbots als Coaches fungieren und Digitale Zwillinge Prävention und Therapie unterstützen?

Autorin: Claudia M. Witt

Künstliche Intelligenz (KI) wird Teil der medizinischen Versorgung werden – doch wie weit soll die Integration gehen? KI versucht das Verstehen und Lernen mit Software nachzubilden, indem die Systeme (etwa als neuronale Netze) aus grossen Datenmengen Fähigkeiten erlernen, die dann beispielsweise für Vorhersagen genutzt werden können. So funktionieren auch Suchmaschinen im Internet.
 
Auch in der Medizin trifft man immer öfter auf KI. Meine Krankenkasse bietet mir aktuell ein digitales Versicherungsmodell mit einem Symptom-Checker an, der auf KI beruht. Meine erste Reaktion: Wie spannend – darüber möchte ich mehr erfahren, um eine informierte Entscheidung treffen zu können. Aber das war nicht so einfach, denn meine Krankenkasse konnte keine meiner Fragen zum KI-Algorithmus beantworten. Ich wollte etwa wissen: Wofür wird der Algorithmus eingesetzt? Wie wurde er trainiert? Wie wurde der «Bias» reduziert, also wie gut sind die Vorhersagen für verschiedene Menschen? Was mache ich, wenn ich das Ergebnis der KI für falsch halte? Dass das Thema «KI in der Medizin» gerade in ist und die Aufklärung über KI aktuell ein Problem sein kann, wissen auch andere. Beispielsweise hat die Vertretung der Ärzteschaft (FMH) diesen Herbst deshalb klare Forderungen zum Einsatz Künstlicher Intelligenz publiziert.
 
Die Entwicklungen in der digitalen Medizin sind rasant. Deshalb ist es notwendig, in die Zukunft zu schauen, damit wir der Entwicklung nicht hinterherlaufen, sondern eine reflektierte Medizin der Zukunft – in der Menschen weiterhin im Mittelpunkt stehen – mitgestalten können.

Claudia M. Witt, MD, MBA, ist Co-Direktorin der Digital Society Initiative (DSI) der Universität Zürich (UZH) und Professorin für Komplementär- und Integrative Medizin an der Medizinischen Fakultät der UZH. Sie leitet vielfältige Projekte im Bereich Digital Health.